Vorfahrt für Frischwaren
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Am Flughafen Zürich treffen jeden Tag neue Waren für die Shops im Airport Center ein (l.). (Fotos: Flughafen Zürich)
Um seine Rampen vor Ort besser zu organisieren, setzt der Flughafen Zürich auf das Zeitfenstermanagementsystem SLOT von Cargoclix. Die cloudbasierte Lösung hilft dabei, bei der Anlieferung von Waren für die Flughafenshops und Restaurants Staus zu vermeiden und die Abläufe an den Rampen deutlich zu verbessern.
Freiburg i.B., 30. August 2022. Wer die Wörter „Logistik“ und „Flughafen“ hört, denkt im Normalfall automatisch an das weite Feld der Luftfracht. An Frachtflugzeuge und Luftfrachtcontainer. An Behälter und Paletten, die an weit entfernte Destinationen transportiert werden. Dass Logistik am Flughafen noch ganz andere Dimensionen hat, zeigt sich unter anderem am Airport in Zürich. Mehr als 57.000 Quadratmeter Fläche im so genannten Airport Center sowie im nichtöffentlichen Bereich nach der Sicherheitskontrolle beherbergen rund 80 Shops und 30 Gastronomiebetriebe, um die Passagiere mit Essen und Getränken, aber auch mit allgemeinem Shoppingbedarf zu versorgen.
Eine ausgeklügelte Logistik sorgt hier dafür, dass die dafür benötigten Waren immer pünktlich und in ausreichender Anzahl für die jährlich rund zehn Millionen Passagiere an Ort und Stelle sind. Rund 70 Lkw steuern dafür jeden Tag fünf Rampen direkt am Gebäude und darüber hinaus in der so genannten „Anlieferung Mitte“ für alle Waren an, die auf der Luftseite benötigt werden. Statt über Rampen wird hier über ein Parkplatzareal abgeladen.
Was generell ganz einfach klingt, ist in der Praxis ausgesprochen komplex. Denn es waren vor alle zwei Herausforderungen, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Flughafen Logistik in Zürich so manches Mal das Leben schwermachten. Das größte Problem: Für rund die Hälfte aller Anlieferungen war es erforderlich, die gleiche Durchfahrt wie der öffentliche Verkehr zu nutzen – mit hoher Gefahr für Staus und Verspätungen. Darüber hinaus galt es, den Weg für die vielen Tonnen Frischwaren für die Restaurants und Imbisse frei zu machen, damit diese möglichst schnell ihr Ziel im Flughafengebäude erreichen – zeitnah und ohne Unterbrechung der Kühlkette. Eine organisierte Anlieferung ohne Stau und ohne Verzögerung mit Vorfahrt für die Frischwaren, wie könnte sich dies auf Dauer realisieren lassen? Für die Verantwortlichen im Flughafen Zürich stellte sich schnell eine Lösung heraus: Wir führen ein Zeitfenstermanagementsystem ein.
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Fünf Rampen befinden sich direkt am Gebäude (r.).
Daniel Tanner, Leiter des Bereiches Betrieb und Prozesse der landseitigen Verkehrsdrehscheibe am Flughafen Zürich, war an der Entscheidung maßgeblich beteiligt. Rund 1,5 Jahre dauerte der Prozess vom Gedanken, die Abläufe nachhaltig zu optimieren bis hin zum finalen Einsatz des Systems. Basis für die Auswahl war eine öffentliche Ausschreibung, an der sich unter anderem das Freiburger Systemhaus Cargoclix mit seiner cloudbasierten Zeitfenstermanagementlösung SLOT beteiligte. Unzählige Punkte flossen in die Entscheidung mit ein und wurden vom Projektteam diskutiert. „Am Ende stellte sich heraus, dass SLOT die meisten Funktionen bei den geringsten Kosten hatte – und damit war die Sache klar“, berichtet Tanner. Ein Aspekt war für ihn und sein Team besonders maßgeblich: „Bei Cargoclix kauft man kein komplettes System, sondern zahlt wirklich nur für die Nutzung“, erklärt er. „Wichtig für uns war darüber hinaus, dass das System webbasiert bedienbar ist. Dies ist bei Cargoclix gegeben“, fährt er fort.
So lange der Auswahlprozess für die passende Lösung auch dauerte, so wenig Zeit verging, bis SLOT beim Flughafen Zürich implementiert war, „Das war gerade mal eine Sache von ein paar Tagen“, erinnert sich Tanner. Nun galt es, das System zu nutzen – und Prozesse neu zu definieren. Ein ambitionierter Ansatz, der dem Airport eine Reihe von Erleichterungen brachte.
Seitdem SLOT beim Flughafen Zürich im Einsatz ist, lautet die klare Regel: Frischwaren haben immer Vorfahrt. Hat ein Lkw frische Lebensmittel an Bord, darf er diese immer und zu jeder Zeit nach der Buchung eines entsprechenden Zeitfensters anliefern – bevorzugt aber zwischen fünf und acht Uhr morgens, wenn der Verkehr auf den Zufahrten noch nicht zu dicht ist. So viel Auswahl für freie Termine hat jemand, der keine Frischwaren liefert, nicht. Für solche Spediteure sind bestimmte Zeitfenster von Vornherein nicht buchbar, sie sind im System gesperrt.
„Anders als in anderen Unternehmen haben wir SLOT bei uns nicht eingeführt, um die Wartezeiten für Lkw-Fahrer vor Ort zu verkürzen. Dies ist ein positiver Nebeneffekt, war aber nicht unser vorrangiges Ziel“, sagt Tanner. Stattdessen galt es, die Rampen vor Ort insgesamt besser zu organisieren – stets in dem Wissen, dass eine Durchfahrt durch öffentliche Verkehrsbereiche immer mit einem hohen Staurisiko verbunden sein kann. „Seit wir SLOT nutzen, hat sich diese Problematik merklich entzerrt“, berichtet er. „Das System ermöglicht es uns, den Zulauf von Lkw bewusst zu steuern und damit ein Verkehrschaos zu vermeiden.“
Wer ein Zeitfenster zur Anlieferung von Waren am Flughafen Zürich buchen möchte, hat bereits mit einem Vorlauf von 90 Tagen die Gelegenheit dazu. Eine lange Frist, die jedoch vor allem die Lieferanten von Frischware sehr akribisch nutzen. „Sie buchen meist das komplette Quartal gleich vollständig durch“, beschreibt Tanner den Prozess. Kurzfristige und sogar spontane Buchungen von freien Zeitfenstern sind hingegen jederzeit möglich – es gibt keinen Buchungsschluss, beispielsweise am Vortag. „Dies ermöglicht sogar Buchungen in Echtzeit“, fährt Daniel Tanner fort. Gleichzeitig wird derjenige, der ohne gebuchtes Zeitfenster am Airport eintrifft, nicht weggeschickt, aber auf die Möglichkeit zur Slotbuchung hingewiesen. „Eine Anlieferung nur mit fest gebuchten Zeitfenstern – das ist unser langfristiges Ziel“, erklärt Tanner. Aktuell wird im Anlieferbereich ein neuer Kiosk gebaut. Auch dort sollen die Fahrerinnen und Fahrer künftig bei Bedarf direkt vor Ort ein Zeitfenster buchen und per QR-Code unmittelbar einchecken können.
Die Akzeptanz des Systems war mit dem Moment seiner Einführung bei allen Beteiligten „überraschend hoch“ – nur Kleinstbetriebe ohne eigene Dispo wie Hofläden, die ebenfalls ihre Waren an den Flughafen liefern, taten sich anfangs schwer. „Hier gab es zunächst viele Fragen, die wir geduldig beantworten mussten“, sagt Tanner – „doch die Zeit haben wir uns gerne genommen“. Darüber hinaus werde das System mit einem sehr guten und umfangreichen Benutzerhandbuch ausgeliefert, das SLOT sehr gut erkläre. „Ansonsten kann man sich jederzeit bei uns melden, wir helfen gerne.“
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Vor Ort laden die Fahrer aus (unten). (Fotos: Flughafen Zürich)
Und noch etwas tut der Flughafen Zürich, um seinen Dienstleistern die Nutzung des Systems so schmackhaft wie möglich zu machen: Die anfallenden Kosten von 50 Cent pro gebuchten Zeitpunkt trägt der Airport selbst und berechnet sie nicht an die Speditionen weiter. „Wir sehen das als eine Art Goodie“, sagt Daniel Tanner, „denn unsere Dienstleister stehen für uns immer im Vordergrund. Funktionierende Prozesse und ein laufendes System sind uns dabei definitiv wichtiger als Einnahmen, welche letztendlich wieder unsere Partner bezahlen“, betont er.
Noch ist der Flughafen Zürich nicht am Ziel, logistisch noch nicht da angekommen, wo das Unternehmen langfristig hinwill. Noch kommt es gelegentlich zu Verzögerungen, weil es kein Personal gibt, das die Rampen bedient – die Fahrer laden selbst aus und bringen die Ware zum Endkunden. „Noch haben wir durch Parkplatzprobleme und zu langen Logistikwegen ein Nadelöhr in der Anlieferung“, berichtet Tanner – „aber da sind wir dran und wollen dies auf jeden Fall optimieren“. Seine Vision ist jedenfalls klar: „Der Kunde kommt einfach zu seinem Slot, der Fahrer hat keine zusätzliche Arbeit und er wird informiert, zu welcher Rampe er fahren muss.“ Der dafür nötige neue Anlieferbereich soll in spätestens drei bis vier Jahren fertig gestellt sein. Daniel Tanner freut sich drauf: „Spätestens dann wird unsere Anliefersituation rundum perfekt.“
CARGOCLIX SLOT
CARGOCLIX SLOT ist ein webbasiertes Zeitfenstermanagementsystem zur Optimierung der Be- und Entladeprozesse an der Rampe. Warenempfänger können freie Ladetermine einstellen, Spediteure und Frachtführer buchen ihre Wunschlieferzeit. Für die Buchung durch Spediteure und Frachtführer genügt ein Internetzugang.
Kosten pro Slotbuchung: 50 Cent. Diese werden entweder vom buchenden Unternehmen oder wahlweise dem Warenempfänger/Standortbetreiber getragen.
Systembeschreibung
- Schnittstelle zum ERP-System oder als Stand-alone-Lösung
- Variable Rampenöffnungszeiten und flexible Zeitfensterlängen nach Anzahl Paletten, Tonnen, Fahrzeugtyp, etc.
- Individuelle Einstellung von Pausen- und Ferienzeiten, Schichtwechseln, Buchungslimits, etc.
- Hinterlegung von Kapazitätsgrenzen wie Personal, Stapler oder Verarbeitungskapazitäten • Layouts und Rechtevergaben für Umbuchungen und Änderungen
- Plausibilitätschecks von Buchungsdaten durch Doublettencheck, Abgleich von Nummernkreisen. etc.
- Eventbasierte Benachrichtigungen und Alerts
- Erfassung und Auswertungen eingehender Warenströme mit Pünktlichkeit und Abfertigungszeiten
- Echtzeitabgleich gebuchter und nicht gebuchter Zeitfenster (Voraussetzung: ERP Schnittstelle)
- Verfolgung der Be- und Entladeprozesse in Echtzeit mit wählbarer Bildschirmdarstellung als Terminplan mit Rampensicht, tabellarische Buchungsliste, Ampelsystem mit Farbsymbolik • Erfassung von eingehenden Warenströmen mit Planzeit/Istzeit pro LKW, Menge und Qualität pro angelieferter Sendung sowie Abgleich gelieferter Ist- und Soll-Mengen aus Kontrakten
- KPI-Tool „CARGOCLIX Logistics Monitor“ zur Steuerung von Rampen mithilfe individueller KPIs (Key Performance Indicators)
- „CARGOCLIX ETA App“ zur dynamischen Ankunftszeitberechnung an der Rampe durch intelligente Berechnung der „Estimated Time of Arrival“.
- „CARGOCLIX TERMINAL“ Realisierung der „Pforte 4.0“ ohne den Einsatz von Personal
Über den Flughafen Zürich
Der Flughafen Zürich ist der größte Flughafen in der Schweiz. Betreiber des 1948 gegründeten Airports ist die börsenorientierte Flughafen Zürich AG. Die Flughafen Zürich AG beschäftigt am Standort Zürich rund 1700 Mitarbeitende. Sie sind Teil der Flughafenfamilie, die gemeinsam mit den anderen Unternehmen rund 25.000 Angestellte zählt. Im Jahr 2021 sind 10,2 Millionen Passagiere über den Flughafen Zürich geflogen. Das entspricht einer Zunahme von 22,7% gegenüber dem Vorjahr, als 8,3 Millionen Passagiere gezählt wurden. Verglichen mit dem Jahr 2019 lagen die Passagierzahlen bei knapp einem Drittel. Die Anzahl der Flugbewegungen stieg gegenüber 2020 um 19,1%.
Über Cargoclix
Cargoclix ist ein neutraler Internetmarktplatz für die elektronische Ausschreibung von Transporten und Logistikleistungen sowie ein Anbieter von modularen Zeitfenstermanagementsystemen. Die Dienstleistungspalette der Logistikplattform „Cargoclix TENDER“ umfasst weltweite Ausschreibungen von Kontrakten für Transporte auf Straße, Schiene, Luftfracht, See- und Binnenschifffahrt, Kurier-Express Paketdienstleistungen sowie Logistikdiensten, wie zum Beispiel Lagerei. Mit über 28.000 registrierten Mitgliedern aus Industrie, Handel und Spedition gehört TENDER zu den führenden internationalen Ausschreibungsplattformen für Transport und Logistik.
Zentrales Produkt des Geschäftsbereichs Zeitfenstermanagement ist die modular anpassbare Software „Cargoclix SLOT“ zur Optimierung der Abläufe an der Rampe. Mit mehr als 100.000 Mitgliedern ist SLOT eines der meistgenutzten Zeitfenstermanagementsysteme.
Cargoclix ist eine Marke der Dr. Meier & Schmidt GmbH. Das Unternehmen wurde 1998 gegründet und hat seinen Sitz in Freiburg i.Br. www.cargoclix.com
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